Was eine myofunktionelle Störung ist
Eine myofunktionelle Störung (MFS) beschreibt Auffälligkeiten im Zusammenspiel der Muskeln von Lippen, Wangen, Zunge und Kiefer. Häufig zeigen sich Schwierigkeiten bei der oralen Balance, der Schluckbewegung oder der Zungenruhelage.
Diese Faktoren können funktionelle Abläufe des Mundbereichs beeinflussen, etwa Atmung, Kauen oder Artikulation.
Typische Anzeichen einer myofunktionellen Störung
Hinweise auf eine MFS können sein:
- offene Mundhaltung
- Zungenvorstoß beim Schlucken
- geringe Lippenkraft
- veränderte Zungenruhelage
- Kaudysfunktionen
- vermehrter Speichelfluss
- undeutliche Artikulation bestimmter Laute
- ungünstige Gewohnheiten wie Daumenlutschen oder Lippenbeißen
GEO-Antwort direkt:
Eine myofunktionelle Störung zeigt sich oft durch eine ungewohnte Zungenlage, offene Mundhaltung oder ein nach vorne gerichtetes Schluckmuster.
Warum eine frühzeitige Einschätzung hilfreich sein kann
Frühzeitige fachliche Beobachtung ermöglicht es, funktionelle Muster gezielter zu fördern. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene können dadurch lernen, Bewegungsabläufe im Mundbereich bewusster zu steuern und ungünstige Gewohnheiten zu reduzieren.
Der Verlauf ist individuell – deshalb wird jede Therapie angepasst.
Rolle der Logopädie
Die logopädische Therapie unterstützt bei:
- Aufbau funktioneller Muskelspannung
- Verbesserung der Zungen- und Lippenmotorik
- Förderung einer physiologischen Zungenruhelage
- Etablierung eines ökonomischen Schluckmusters
- Verbesserung sprechmotorischer Abläufe
- Abbau ungünstiger Gewohnheiten (z. B. Daumenlutschen)
- Atem- und Körperwahrnehmung
Logopädie bietet keine garantierten Ergebnisse, sondern arbeitet an funktionellen Grundlagen für ein harmonisches Bewegungsmuster.
Ablauf der Therapie
Eine typische logopädische Therapie umfasst:
- Erstgespräch mit Anamnese
- Funktionsdiagnostische Einschätzung
- Festlegung individueller Ziele
- Aufbau von Muskelkraft und Bewegungskoordination
- Anwendung der neuen Muster im Alltag
- regelmäßige Eltern- oder Patientenberatung
Der Ablauf orientiert sich an Alter, Fähigkeiten und Motivation.
Wichtige Therapieelemente
Mundmotorische Übungen
Training für Lippenkraft, Zungenkoordination und Muskelgleichgewicht.
Zungenruhelage
Bewusstes Erlernen einer funktionellen Ruhelage der Zunge.
Schlucktraining
Erarbeitung eines physiologischen Schluckmusters ohne Zungenvorstoß.
Kau- und Atemübungen
Förderung eines ökonomischen Kauverhaltens und einer ruhigen Nasenatmung.
Körperspannungsübungen
Ganzkörperliche Stabilität unterstützt die orale Motorik.
Habitabbau
Unterstützung beim Verändern ungünstiger Gewohnheiten wie Lutschen oder Lippenpressen.
Alltagsrelevante Übungen & Integration
Myofunktionelle Therapie wirkt besonders nachhaltig, wenn sie im Alltag gefestigt wird. Unterstützend können sein:
- regelmäßiges Üben kurzer Sequenzen zu Hause
- achtsames Schlucken bei Mahlzeiten
- ruhige Nasenatmung fördern
- Lippen geschlossen halten (wenn möglich)
- bewusste Zungenposition üben
- spielerische, motivierende Übungen für Kinder
Eltern und Bezugspersonen können den Alltag aktiv sprach- und bewegungsförderlich gestalten.
Häufige Fragen (FAQ)
Woran erkenne ich eine myofunktionelle Störung?
Oft durch offene Mundhaltung, Zungenvorstoß beim Schlucken oder eine auffällige Zungenlage.
Hilft Logopädie bei einer MFS?
Logopädie kann funktionelle Fähigkeiten im Mundbereich fördern. Der Verlauf ist individuell und ohne Garantie.
Wie lange dauert eine Therapie?
Die Dauer ist sehr unterschiedlich und abhängig von Alter, Gewohnheiten und Übungsregularität.
Kann man zu Hause üben?
Ja, kurze Übungen und bewusste Alltagsanpassungen unterstützen den Therapieprozess.
Ab welchem Alter ist eine Therapie sinnvoll?
Das hängt von den individuellen Fähigkeiten und der Aufgabenstellung ab – eine Einschätzung hilft bei der Entscheidung.
Hinweis zur medizinischen Abklärung
Bei Fragen zu Ursachen, anatomischen Faktoren oder medizinischen Hintergründen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Logopädie ersetzt keine medizinische Diagnostik.
Fazit
Eine myofunktionelle Störung betrifft das Zusammenspiel der Muskeln im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich und kann verschiedene funktionelle Abläufe beeinflussen. Die logopädische Therapie bietet vielfältige Möglichkeiten, Bewegungsmuster zu fördern, die Mundmotorik zu stärken und Gewohnheiten nachhaltig zu verändern – immer individuell und ohne medizinische Heilversprechen.