Neurologische Krankheiten (Spezialisierung im Beriech Wachkoma)

Was unter neurologischen Erkrankungen verstanden wird

Neurologische Erkrankungen betreffen das zentrale oder periphere Nervensystem. Dazu gehören unter anderem:

  • schwere Schädel-Hirn-Traumata
  • hypoxische Hirnschädigungen
  • Schlaganfälle
  • entzündliche Erkrankungen des Nervensystems
  • degenerative Erkrankungen
  • Komplikationen nach medizinischen Notfällen

Je nach Ausprägung können Bewusstsein, Muskeltonus, Bewegungsmuster, Atmung oder Wahrnehmung beeinträchtigt sein.


Was Wachkoma bedeutet

Das sogenannte Wachkoma oder Unresponsive Wakefulness Syndrome beschreibt einen Zustand, in dem Patient*innen wach wirken (geöffnete Augen, Schlaf-Wach-Rhythmus), aber kaum oder keine bewusst steuerbaren Reaktionen zeigen.

Typisch sind:

  • erhaltene Grundfunktionen wie Atmung
  • Augen öffnen, aber ohne gezielte Blicksteuerung
  • Reflexbewegungen
  • stark eingeschränkte Kommunikation
  • keine gezielte Reaktion auf Ansprache

Wachkoma beschreibt einen Zustand, in dem Menschen wach erscheinen – jedoch ohne erkennbar bewusst gesteuerte Reaktionen.


Typische Herausforderungen bei Patient*innen im Wachkoma

Häufige Aspekte im Pflege- und Behandlungskontext:

  • Muskelsteifheit oder Spastik
  • drohende Gelenkkontrakturen
  • veränderte Muskelspannung
  • eingeschränkte Lagerungstoleranz
  • Schluck- und Atemprobleme
  • Gefahr von Dekubitus
  • fehlende motorische Aktivität
  • eingeschränkte Wahrnehmungsverarbeitung

Eine kontinuierliche therapeutische Begleitung kann helfen, körperliche Funktionen bestmöglich zu erhalten.


Warum spezialisierte Physiotherapie wichtig ist

Bei schweren neurologischen Schädigungen hat Physiotherapie mehrere Aufgaben:

  • Erhalt passiver Beweglichkeit
  • Vorbeugung von Gelenkversteifungen
  • Regulierung des Muskeltonus
  • Unterstützung der Atmung durch Mobilisation
  • Förderung sensorischer Reize
  • Verbesserung der Lagerung
  • Unterstützung der Pflegepersonen
  • Struktur und Rhythmus im Tagesablauf

Die Therapie dient der funktionellen Unterstützung – nicht der Heilung.


Ziele der therapeutischen Begleitung

Physiotherapeutische Maßnahmen können helfen:

  • Beweglichkeit zu erhalten
  • Kreislauf und Atmung zu unterstützen
  • Spastik zu reduzieren oder zu modulieren
  • Wahrnehmungsprozesse anzuregen
  • Kontrakturen und Sekundärschäden vorzubeugen
  • Positionen im Bett oder Rollstuhl zu optimieren
  • Angehörigen Sicherheit im Umgang zu geben

Alle Ziele sind individuell und orientieren sich an den Reaktionen und Möglichkeiten der Patient*innen.


Ablauf der physiotherapeutischen Maßnahmen

Die Behandlung erfolgt strukturiert:

  1. Anamnese & Austausch mit Pflege und Angehörigen
  2. Klinische Beobachtung von Tonus, Atmung, Reaktionen
  3. sanfte Mobilisation der Gelenke
  4. Lagerungskonzepte zur Druckentlastung
  5. Atemtherapeutische Techniken
  6. sensorische Impulse (taktil, vestibulär, propriozeptiv)
  7. Tonusanpassende Techniken
  8. Dokumentation & Verlaufsbeobachtung

Frequenz und Intensität richten sich nach der Belastbarkeit.


Wichtige Behandlungsmethoden

Passive Mobilisation

Bewegungserhalt der Gelenke bei fehlender Eigenaktivität.

Lagerungskonzepte

Druckentlastung, Tonusregulation und Vermeidung von Fehlstellungen.

Atemtherapie

Sanfte Techniken zur Unterstützung der Atmung und Sekretmobilisation.

Tonusregulierende Maßnahmen

Reduktion überhöhter Muskelspannung oder Aktivierung bei Hypotonie.

Sensorische Stimulation

Reize über Berührung, Position, Bewegung oder Stimme.

Facilitation-Techniken

Gezielte Impulse zur möglichen Aktivierung vorhandener Reaktionen.

Bewegungsanbahnung

Unterstützung physiologischer Muster, sofern erkennbar.


Bedeutung der Angehörigenarbeit

Angehörige spielen eine zentrale Rolle und benötigen häufig Anleitung im Umgang mit der Situation.

Wichtig können sein:

  • ruhige, klare Kommunikation
  • Einbindung in Lagerung und Mobilisation
  • Orientierung an Tagesrhythmen
  • achtsamer Umgang mit Reizen
  • Wissen über körperliche Reaktionen

Therapeut*innen unterstützen Angehörige dabei, Sicherheit und Struktur zu gewinnen.


Häufige Fragen (FAQ)

Was ist ein Wachkoma?

Ein Zustand, in dem Menschen wach erscheinen, aber keine erkennbar bewusst gesteuerten Reaktionen zeigen.

Kann Physiotherapie im Wachkoma helfen?

Die Therapie kann Funktionen unterstützen, Kontrakturen vorbeugen und Wahrnehmungsprozesse anregen. Ergebnisse sind individuell und nicht vorhersehbar.

Wie oft sollte behandelt werden?

Die Häufigkeit richtet sich nach ärztlicher Verordnung, Bedarf und Belastbarkeit.

Kann es zu Reaktionen kommen?

Einige Patient*innen zeigen Reaktionen auf Reize, andere weniger – dies ist individuell.

Was können Angehörige tun?

Ruhige Ansprache, Berührung, Ritualisierung und Zusammenarbeit mit dem therapeutischen Team.


Hinweis zur medizinischen Abklärung

Neurologische Erkrankungen und Wachkoma erfordern eine neurologische Diagnose und ärztliche Begleitung.
Die physiotherapeutische Behandlung ergänzt, ersetzt aber keine medizinische Diagnostik oder Therapie.


Fazit

Die physiotherapeutische Behandlung im Bereich neurologischer Erkrankungen und speziell im Wachkoma erfordert umfassende Erfahrung, Sensibilität und fachliche Kompetenz. Ziel ist es, körperliche Funktionen zu erhalten, Wahrnehmung anzuregen und Angehörige zu begleiten – stets individuell, ressourcenorientiert und ohne Heilversprechen.

Zentren welche diese Leistung anbieten:

Neurologische Krankheiten (Spezialisierung im Beriech Wachkoma)

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