Schienenbau

Was ist Schienenbau in der Ergotherapie?

Unter Schienenbau in der Ergotherapie versteht man die individuelle Herstellung und Anpassung von Schienen (Orthesen) – meist im Bereich von Hand, Handgelenk und Arm. Die Schienen werden aus thermoplastischen Materialien direkt am Körper geformt und exakt an Anatomie und Beschwerden der Patient:innen angepasst.

Im Unterschied zu vorgefertigten Standardschienen bieten individuell gefertigte Schienen:

  • eine bessere Passform,
  • höheren Tragekomfort und
  • eine gezielte therapeutische Wirkung,
    weil sie genau auf das jeweilige Krankheitsbild abgestimmt werden.

Ziele und Vorteile ergotherapeutischer Schienen

Der Schienenbau ist ein wichtiger Bestandteil der Handtherapie und orthopädischen Ergotherapie. Die wichtigsten Ziele sind:

  • Stabilisierung & Ruhigstellung
    – zum Schutz verletzter oder operierter Strukturen
  • Entlastung von Gelenken und Weichteilen
    – z. B. bei Arthrose, Überlastungen oder Entzündungen
  • Schmerzlinderung
    – durch bessere Gelenkstellung und gezielte Lagerung
  • Korrektur oder Vorbeugung von Fehlstellungen
    – etwa bei rheumatischen Deformitäten oder Kontrakturen
  • Funktionsverbesserung im Alltag
    – Unterstützung beim Greifen, Halten, Schreiben oder Arbeiten

Durch die Schiene können Bewegungen gezielt geführt oder eingeschränkt werden, um Heilung zu fördern und Funktionen langfristig zu erhalten oder zu verbessern.


Typische Einsatzgebiete für ergotherapeutische Schienen

Ergotherapeutische Schienen kommen vor allem im Bereich der oberen Extremität zum Einsatz. Häufige Indikationen sind:

  • Verletzungen (Frakturen, Sehnenverletzungen, Bandverletzungen)
  • Zustand nach Operationen an Hand, Handgelenk oder Unterarm
  • Rheumatische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis)
  • Arthrose der Finger- oder Handgelenke
  • Karpaltunnelsyndrom und andere Nervenkompressionssyndrome
  • Sehnenscheidenentzündungen (z. B. de-Quervain-Tendovaginitis)
  • Neurologische Erkrankungen mit Spastik oder Lähmungen
  • Kontrakturen und Bewegungseinschränkungen
  • Schmerzhafte Überlastung im Beruf, Alltag oder Sport

Arten von Schienen in der Ergotherapie

In der Ergotherapie haben sich verschiedene Schienenarten etabliert. Sie unterscheiden sich nach Zielsetzung, Aufbau und Bewegungsmöglichkeit.

1. Statische Schienen (Ruhigstellungsschienen)

  • bestehen ausschließlich aus unbeweglichen Teilen
  • sorgen für Immobilisation und Stabilität
  • werden eingesetzt bei:
    • akuten Verletzungen
    • nach Operationen
    • starken Entzündungen
  • Ziel: Strukturen schützen, Schmerzen reduzieren, Fehlstellungen vorbeugen

2. Dynamische Schienen

  • besitzen bewegliche Elemente (z. B. Gummizüge, Federn)
  • erlauben dosierte, geführte Bewegung
  • werden genutzt, um:
    • Beweglichkeit aufzubauen
    • Sehnenheilung zu unterstützen
    • Funktionsbewegungen zu trainieren

3. Funktions- und Übungsschienen

  • unterstützen konkrete Bewegungen wie Greifen, Strecken oder Halten
  • werden meist in Kombination mit aktiven Übungen eingesetzt
  • helfen Patient:innen, Tätigkeiten im Alltag wieder selbstständig auszuführen

4. Quengelschienen

  • üben einen leichten, dauerhaften Dehnreiz auf Gelenke aus
  • dienen der Vorbeugung oder Korrektur von Kontrakturen
  • kommen häufig zum Einsatz, wenn eine dauerhafte Einsteifung droht

Welche Schienenart gewählt wird, entscheidet die Ergotherapie auf Basis von Diagnose, Belastbarkeit und Alltagszielen.


Ablauf: So entsteht eine individuelle Schiene

Der Schienenbau folgt meist einem strukturierten Vorgehen:

1. Befund & Zielsetzung

  • Sichtung der ärztlichen Verordnung
  • ergotherapeutische Befunderhebung (Schmerz, Beweglichkeit, Kraft, Alltagssituation)
  • Festlegung von Zielen wie Stabilisieren, Entlasten, Korrigieren oder Funktionsaufbau

2. Planung der Schiene

  • Auswahl der passenden Schienenart
  • Festlegung der Position und Gelenkwinkel
  • Entscheidung über Materialstärke und Eigenschaften (starr, flexibel, perforiert, weich gepolstert)

3. Herstellung aus Thermoplast

  • Erwärmung des thermoplastischen Materials im Wasserbad oder Ofen
  • Modellierung direkt an der betroffenen Körperregion
  • Glätten von Rändern, Anbringen von Klettverschlüssen, Polsterungen
  • erste Anprobe zur Kontrolle von Sitz, Komfort und Funktion

4. Einweisung & Schulung

  • Erklärung von Tragezeiten und Pausen
  • Hinweise zu Pflege, Reinigung und Lagerung
  • Aufklärung über Warnsignale (z. B. Druckstellen, Taubheitsgefühl)

5. Kontrolle & Anpassung

  • regelmäßige Kontrolltermine zur Feinjustierung
  • Anpassung an Heilungsverlauf und Alltagsanforderungen

Verordnung, Kosten & Krankenkasse

Ergotherapeutische Schienen werden in der Regel ärztlich verordnet – z. B. durch Orthopädie, Chirurgie, Rheumatologie, Neurologie oder Hausärzt:innen.

Typischer Ablauf:

  • Ausstellung einer Heilmittelverordnung Ergotherapie mit Schienenbedarf
  • Schienenbau als Bestandteil der ergotherapeutischen Behandlung
  • Kostenübernahme erfolgt häufig durch die gesetzliche Krankenkasse
  • je nach Kasse und Verordnung kann eine gesetzliche Zuzahlung anfallen

Hinweis für Patient:innen:
Die konkreten Kosten und Zuzahlungen hängen immer von Krankenkasse, Diagnose und Verordnung ab. Eine Rückfrage bei Kasse und Praxis schafft Klarheit.


Tipps für den Alltag mit ergotherapeutischer Schiene

Damit die Schiene optimal wirken kann, sind ein bewusster Umgang und die richtige Handhabung wichtig:

  • Trageempfehlung beachten
    – Schiene weder deutlich länger noch kürzer tragen als empfohlen
  • Haut regelmäßig kontrollieren
    – auf Druckstellen, Rötungen, Blasen oder Taubheitsgefühle achten
  • Reinigung nach Anleitung
    – meist mit lauwarmem Wasser und milder Seife
  • Keine Eigen-Modifikation
    – Schiene nicht selbst erwärmen oder verbiegen
  • Bei Problemen früh melden
    – bei Schmerzen, Taubheit oder starken Druckstellen Praxis kontaktieren

So bleibt die Schiene sicher, komfortabel und unterstützt bestmöglich den Alltag.


FAQ zum Schienenbau in der Ergotherapie

Was ist Schienenbau in der Ergotherapie?

Schienenbau in der Ergotherapie bezeichnet die individuelle Herstellung und Anpassung von Schienen aus thermoplastischem Material. Diese Schienen stabilisieren, entlasten, korrigieren oder unterstützen Gelenke – vor allem im Bereich von Hand, Handgelenk und Arm.


Wann wird eine ergotherapeutische Schiene eingesetzt?

Eine ergotherapeutische Schiene wird z. B. eingesetzt bei:

  • Verletzungen und Operationen an Hand und Arm
  • Arthrose und rheumatischen Erkrankungen
  • Sehnenscheidenentzündungen und Karpaltunnelsyndrom
  • neurologischen Erkrankungen mit Spastik oder Lähmungen
  • Kontrakturen und drohenden Fehlstellungen

Ziel ist immer, Strukturen zu schützen, Schmerzen zu reduzieren und Funktionen zu verbessern.


Was ist der Unterschied zwischen individuellen und vorgefertigten Schienen?

Vorgefertigte Schienen sind in Standardgrößen erhältlich und können bei einfachen Fällen ausreichen. Individuell gefertigte Schienen werden direkt an der betroffenen Region angepasst und bieten dadurch meist einen besseren Sitz, höheren Komfort und eine gezieltere Wirkung, insbesondere bei komplexen Krankheitsbildern.


Welche Arten von Schienen gibt es in der Ergotherapie?

Es gibt unter anderem:

  • statische Schienen zur Ruhigstellung
  • dynamische Schienen mit geführter Bewegung
  • Funktions- und Übungsschienen zur Unterstützung bestimmter Aktivitäten
  • Quengelschienen zur Vorbeugung oder Korrektur von Kontrakturen

Welche Schiene sinnvoll ist, hängt von Diagnose, Heilungsverlauf und Therapieziel ab.


Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine ergotherapeutische Schiene?

In vielen Fällen ja – wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt und die Schiene medizinisch notwendig ist. Es kann jedoch zu einer gesetzlichen Zuzahlung kommen. Die genaue Regelung ist von Krankenkasse und Verordnung abhängig.


Wie lange muss ich eine Schiene tragen?

Die Dauer ist individuell und richtet sich nach Diagnose und Therapieziel. In der akuten Phase kann eine Schiene ganztägig notwendig sein, später oft nur noch stundenweise oder nachts. Die konkrete Empfehlung geben Arzt und Ergotherapie.


Kann eine Schiene meine Hand wieder komplett „heilen“?

Eine Schiene ist meist ein Baustein im Gesamtbehandlungskonzept. Sie kann Heilungsprozesse unterstützen, Schmerzen reduzieren und Funktionen verbessern – ersetzt aber nicht Bewegungstherapie, aktive Übungen, medikamentöse oder operative Maßnahmen.

Zentren welche diese Leistung anbieten:

Neurologische Krankheiten (Spezialisierung im Beriech Wachkoma)

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